Im Mousonturm erlebten wir die Performance “Unterton“ von Sidney Leoni. Wir sahen sie nicht, weil sie meistens in vollständiger Finsternis stattfand. Krishnababy zeigt im Programmfaltblatt auf:
„…und sie werden am Ende nicht sagen können, wann der Sturm losbrach, wann ein mysteriöses Tier ihre Beine umstrich und wann der enge Raum um sie plötzlich unendlich weit wurde.“
Ein ungewöhnliches Erlebnis, bei dem man von den „Darstellern“ immer wieder vorsichtig berührt und sogar umarmt wurde. Noch einmal wurde mir währenddessen unsere berührungslose Gesellschaft deutlicher.
Im Museum für Moderne Kunst sahen wir Videoarbeiten von Rineke Dijkstra. Ihre Motive sind heranwachsende Menschen vor weißem Hintergrund. So posieren beispielsweise ein paar etwa zehnjährige Schüler in Schuluniformen, die sich wortreich mit dem für den Zuschauer unsichtbare Bild „Weinende Frau“ von Picasso beschäftigen. Ein liebevoller Blick auf diese ernsten Kinder. Viele andere nicht minder intensive Videos beschäftigen sich mit tanzenden jungen Menschen.
In der vergangenen Woche erst wurde bekannt, dass Sara Kirsch schon am fünften Mai gestorben ist, eine der aufrechten Dichterinnen der DDR-Zeit. Schon in den Siebzigerjahren, kurz nach der Biermannausbürgerung ist sie in den Westen gegangen. Im Nachruf von Wulf Segebrecht in der Frankfurter Allgemeinen wird ihr romantisches Poetisierungsverfahren beschrieben, das keine vordergründige Harmonisierung im Sinn hatte.