Flussbiegungen

Noch weit vor der Dämmerung bellen die Hunde unten auf der Allee. Es ist, als würde man darüber die tief hängenden Wolken ziehen hören. Ein Stern, die Mondsichel und Frühlingsluft gestern Abend.

Wir sahen im Kino einen alten Schauspieler, der sein Boot im weiten Pazifik nicht retten sollte, ebenso wenig, wie sich selbst, allein und ohne Worte.

Nach ein paar Tagen Aufräumen im Atelier, wird es langsam etwas geräumiger um die Füße – auch um den Kopf. Immer wieder finde ich alte verstaubte Zeichnungen mit Landumrissen, Felsgravuren und Wanderungslinien. Manchmal verdichten sie sich beidseitig auf dem Transparentpapier zu Überlagerungssequenzen von innerer Kraft, wie ich finde.

Eine vorübergehende Farbwendung des Morgens endete nun doch wieder im allgemeinen Grau dieses Winters, der bisher kein richtiger war. Gestern stand ich, als es am frühen Abend aufklarte auf einer der Frankfurter Brücken und sah in die Spiegelung der untergehenden Sonne. Eine Flussbiegung macht diesen Blick auch vom nördlichen Ufer an einigen Stellen möglich. In Varanasi erhob sich dadurch eine zwei Jahrtausende alte, verdichtete religiöse Schicht an den Ghats. Schwemmsand der Monsunüberflutungen, Asche der verbrannten Hindus, Flitter der geschmückten Leichen und Kolibakterien.

Gespräch im Architekturmuseum über das weitere Projektverfahren des „Schattenboxens“. Die Verbindungen zu den weiteren Arbeitsthemen ergeben sich aus der Zusammenarbeit mit meinen Teilnehmern, aus den Gesprächen über meine Arbeit und den Anknüpfungspunkten im Leben der jungen Mitstreiter.