Echos aus zeitlicher Ferne und Vorstellungen davon vermischen sich mit den Linien der neuen Überlagerungssequenz auf Rolle 6. Sie weisen die Konstruktionslinien des Sperrholzmodells des Breslauer Domes vom Großvater Fitzner aus den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts auf, die nun wieder mit den Balkenlagen zutun haben, die die Zimmermannslehrlinge mit meinem Vater 1950 zu einem Dach zusammenfügten. Auch die Wegstrecken scheinen sich darin zu verbergen, die die Fahrenden Brüder Fitzner zwischen Breslau, Berlin und Wien mit ihrem 8 Zentner schweren Modell auf einem Plattenwagen zurücklegten.
Die Linienmuster innerhalb der Scherbenumrisse ordnen die Erinnerungen zu realen Formenzusammenhängen. Es entstehen darüber hinaus Räume, in denen Gefühle und Sinneswahrnehmungen stattfanden, die jetzt neue Bedeutungen bekommen. Das sind die Erinnerungsstrukturen, deren Empfindungen stetig auf Schritt und Tritt mitlaufen.
Im Netz fand ich eine Dissertation über Erinnerungskultur in Breslau. Es geht um Architekturvermittlung im gebauten und medialen Raum.
Gestern zeichnete ich die 156 Umrisse des Scherbengerichtes IV auf das Transparentpapier der Rolle 6. Ich schaffte bis in den Abend zwei Überlagerungsschichten, deren Liniendichte sich schon langsam an die anderen 3 Scherbengerichtssammlungen angleicht. Jetzt kommt noch eine dritte Schicht hinzu, dann kann ich mit den Einzelblättern beginnen.