Montag.
Ich wässerte das Gärtchen, fertigte die täglichen Buchmalereien an und versuche mich wieder auf den Punkt der Arbeit zu konzentrieren, an dem ich vorige Woche angelangt bin. Aber mich zwitschern die Vögel an und das zitternde Licht erneuert den Morgen zwischen den Gewächsen.
Ich nehme mir das quadratische Blatt des dritten Scherbengerichtes, mit der Nummer 152 und dem Datum 28.12. 2016, zur Hand. Auf der Schellackschicht umschloss ich die Scherbe mit einem Tuschefleck, wie mit einer Nährlösung. Dann nehme ich mir die Tagebucheintragungen dieses Tages vor und lese von viel Unsicherheit. Auf dem Doppelportrait bildet die Scherbe 152 einen Teil vom unteren Rand des Kinns. Immer mal habe ich einen Impuls, diese umschlossenen Splitter, wieder einzeln abzuformen und sie mit gebogenen Weidenstangen zu Objekten zu machen.
Aber die Pflanzen, die draußen in den Regalen wachsen, benötigen auch noch Wasser. So habe ich wieder einen Grund, den Zeichentisch zu verlassen und im Garten der Ablenkungen zu verschwinden. Dort aber empfinde ich die sichtbaren Dinge viel stärker als sonst. Nebensächlichkeiten können so eine größere Rolle in meinem Nachdenken über das Erinnern bekommen. Die Bücher von Aleida Assmann und Frank Witzel zu diesem Thema ergänzen sich. Ich lese sie langsam.