Gedankenlos

Am kleinen, runden, weißen Tisch schreibe ich in der Sonne, windgeschützt vor der Ateliertür. In den Buchmalereien, die ich drinnen machte, entwickelten sich viele Figuren. Sie gehen Verbindungen mit gegenstandslosen Motiven ein, existieren in einer Zwischenwelt, die sich weiter ausdehnt. Das geschieht gedankenlos, wie von allein, durch handwerkliches Ausprobieren.

Veränderungen im Daumen meiner rechten Hand, ziehen ein anderes Schriftbild in den Büchern nach sich. Wenn das Schreiben schmerzlich wird, verliert es an Ästhetik. Vielleicht verändert sich dadurch auch der Inhalt. Beim Betreten des Ateliers am Morgen, überraschte mich die Arbeit, die auf den Tischen liegt. Ich hatte sie am Wochenende in Marbach und Heidelberg vergessen. Heidelberg erschien mir etwas fade so voll von jungen Menschen auf der Suche nach Vergnügen. Im Literaturarchiv in Marbach hingegen, habe ich mit Zuneigung und Interesse die Ausstellungen angeschaut, die in dem schönen Bau eingerichtet waren. Schillers Handschrift wieder!

Im Gärtchen möchte ich die Weide zurückschneiden, die mir im vergangenen Sommer fast vertrocknet wäre. Ihre Wurzeln, die sie durch einen Spalt im Beton getrieben hat, reichten irgendwann nicht mehr bis zum Grundwasser, das auch durch die tiefen Baugruben, in denen ein Stahlwald von Kränen wächst, abgesenkt wurde. Nun hoffe ich, sie dennoch retten zu können.