Mit dem Winter, wenn man darauf aus ist, so wenig Energie zu verbrauchen wie möglich, kann leichter als sonst eine Zeit des Schweigens entstehen. Situationen, die einem nur die nötigsten Kraftanstrengungen abfordern, in denen man den Überfluss an Worten leicht begegnen kann, haben etwas Tröstliches. Dabei können Dinge gefunden werden, die verschollen waren, eingefroren im Eisblock der Zeit. Entweder sind es eigene Erinnerungen oder ererbte Ahnungen im Körper.
Weil ich möglichst schnell eine Erkältung loswerden will, sind die letzten Tage nicht so produktiv gewesen, wie ich mir es gewünscht hätte. Hilfreich in Zeiten einer solchen Zurückhaltung sind die täglichen Zeichnungen. Sie haben in ihrer Kontinuität immer ein Potential zur Veränderung. Sie folgen meinen veränderlichen Vorlieben, die manchmal Farbbeschränkung bevorzugen, oder mehrmals hintereinander immer nur dieselben Stifte für eine Reihe von Zeichnungen dulden. Manchmal zeichne ich schmale Wasserspuren in die gewischten Farbschichten, tue das in letzter Zeit mit einer Feder und wische dann mit dem Handballen noch einmal darüber. Das bereite ich vor indem ich hellere Farbschichten aus Weiß und Gelbtönen als Untergrund anlege. Die dann durch erneutes Wischen entstehenden hellen Linien stehen in deutlichem Kontrast zum anderen Geschehen, eine Konkretion, die dem Vorübergleiten des gefrorenen Zeitblocks zuwider läuft.
Ich erinnere mich an die streifig zugestrichenen Fenster indischer Züge, an die Kratzspuren darin und die Landschaften, die dahinter durchscheinend vorüberzogen. Räumliches Nebeneinander getrennter Zeit.