Milchiges Licht und Nieselregen. Beim Lesen von Franz Konters Textkanonaden kommt mir der Strand von Salvador da Bahia vor Augen, in meinen Kopf oder mir in den Sinn. Vor einem tropischen Regenschauer flüchteten alle Menschen unter das einzige Zeltdach weit und breit. Es waren so viele Körper eng beieinander, dass ich auf die Idee kam, mit der Videokamera einen Schwenk zu machen. Niemand nahm mir das übel – im Gegenteil.
Die Bänder all dieser Reisen müsste ich noch mal sichten, um weiteres Erinnerungsmaterial auszuwählen.
Es gab eine große Malerei zu Medea – Packpapier auf Nessel -, die ich während eines Vortrages vor Studenten mit meinen Fußspuren grundierte. Es entstehen Erinnerungen von überwucherten Ruinen aus Beton, in denen Verwesung stank und Blüten leuchteten. Kurz nach einem tropischen Guss färbten sich die Wellen der Bucht schwarz von Kolibakterien aus den Abwässern der Favelas. Über den öligen Schaumkronen tanzten die schönen Surfer.
Gestern zeichnete ich das Rasterportrait meiner Mutter. Dafür benutzte ich erstmals einen neuen Tuschepinsel, in den man wie in einen Füller mit Tusche ziehen kann. So ist es möglich, ansatzlos und fließend zu malen, ohne den Pinsel in ein Tuscheglas eintauchen zu müssen. Eine zweite Variante dieses Portraits werde ich heute anfertigen, um mich dann in andere gerasterte Erinnerungen zu begeben.