Berlin.
Anne und ich haben in Neukölln bei ein paar Drinks von einem Terrassenrestaurant auf die Stadt geschaut. Während Türme, die aus der Häuserebene heraustreten Orientierung verschafften, sank die Sonne.
Die Halbkugel des vergleichsweise kleinen Kuppelgerippes des Neubaus des alten Schlosses gesellt sich nun zu all den anderen Kirchen, Rathäusern und dem alles überragenden Fernsehturm mit seinem Kugelufo, einem christlichen Missionsfahrzeug, das sein Kreuz immer der Sonne zuwendet, wie die Sonnenblumen ihre schweren Blüten.
Alle Türme und sichtbaren Orte verbinden sich bei Anne mit Geschichten, denn sie ist Stadtführerin. Am Vormittag geleitete sie uns durch eine interessante Neuköllner Stadtsituation, die einerseits sehr vom Mauerbau geprägt ist, andererseits ein Bermudadreieck von gescheiterten Bauprojekten bildet. Dazu gehören ein Kanal, eine U-Bahnstation und ein Autobahnkreuz. Die vielen Geschichten, die sie zu den vielen Plätzen parat hat, bevölkern nun die Hirne unserer zehn Kunstschüler. Sehr engangiert hielt sie die jungen Menschen bei der Stange. Nach einem Essen in einem indischen Restaurant bummelten wir noch den ganzen Nachmittag gemeinsam durch die Stadt.
Am Abend las mir Anne eine eigene sehr amüsante Geschichte vor, bei der ich an verschiedenen stallen selber entscheiden konnte, wie sie weitergehen soll.