Gesichter | Splitter | Shiva

Die Sonne wärmt das Atelier. Es sind fünfzehn Grad und draußen acht. Noch vor ein paar Tagen verkroch ich mich hier im Schatten.

Gestern nach der Tagebucharbeit, zeichnete ich vier Blätter zum Scherbengericht III. In der dreizeiligen Aufreihung der Splitter auf der Rolle 6, fing ich in der mittleren Reihe, hinten bei der Nummer 151 wieder an, ein Geduldsspiel. Dann modellierte ich das Relief Nummer 2 von Nathalie in der Reihe Biografie fertig. Jetzt könnte die Form gegossen und mit dem Ausformen dieses zweiten Motivs begonnen werden.

Ein weiteres Exemplar, das siebzehnte des ersten Reliefs, schaffte ich nicht mehr, habe aber alles bereit, um gleich damit anfangen zu können.

Vinzenz schrieb, dass er am ersten November in mein Atelier kommt. Das ist eine gute Sache.

Am Abend zeichnete ich, eingebettet in Gesichter, die Figur des tanzenden Shiva auf die Wand der Kaschemme. Drei Stunden in Rauch, Lärm und schlechtem Licht. Heute werde ich das Ganze noch ein wenig nachbessern. Die Modelle für die vielen Gesichter sitzen an den Tischen oder stehen an den Glücksspielautomaten. Die Physiognomien passieren den Filter meiner Bildproduktion. Wenn jemand danach fragt, ob ich ihn gezeichnet habe, dann kann ich auf irgendeinen Kopf zeigen, der ihm ähnlich sieht.