Gewalt, niederschwellig

Meine Hinwendung zu den tibetisch-buddhistischen Wandmalereien in Ladakh, fließt in meine Arbeit ein. Die Zitate von den Tempelwänden, innerhalb meines Väterprojektes, könnten als kulturelle Aneignung verstanden und ausgelöscht werden, würden sie in die Öffentlichkeit gelangen.

Tief in meiner Erinnerung verwurzelt, sind die Dokumentarfilme über die Nazizeit in Deutschland. Feuer spielt eine große Rolle: Reichstagsbrand, brennende Synagogen, Krematorien, Fackelzüge und Bücherscheiterhaufen. Die niederschwellige Bereitschaft, Gewalt auszuüben, Theatervorstellungen zu stören, Menschen zu verprügeln und zu erniedrigen, ist ein Fingerzeig in die Gegenwart der Cancel Culture. Es werden keine Argumente ausgetauscht, es wird verbal oder handgreiflich zugeschlagen. Buddhareliefs werden gesprengt, Palmyra zerstört, Denkmäler geschleift, die nicht ins Raster passen, Autoren diffamiert und Wissenschaft behindert. Zuhören kommt aus der Mode.

Das Verharren in einer Beobachtungsposition, scheint mir für meine Zwecke am produktivsten zu sein. Das habe ich in den letzten zehn Jahren eingeübt. – Aber jetzt zurück zu Rolle 9 und dem abwesenden Gegenstand in der Nische eines Gebäudes in Mandu. Die Federzeichnung in den heutigen Collagen, ist der Beginn der Überlagerungssequenz, aus der das fehlende Element hervorgehen soll.