Gipsbrocken

Frankfurt, Atelier.

Das sanfte Morgenlicht ähnelt dem, als gestern am Nachmittag die Sonne über der Lagune herausgekommen ist. Hier sagt man goldener Oktober dazu.

Die Reise nach Venedig war für mich eine überraschend schöne Veranstaltung. In Reisegruppen fühle ich mich ja meistens etwas fremd, weil ich kein begabter Smalltalker bin.

Der Besuch der Architekturbiennale, weswegen fast alle Mitarbeiter des Architekturmuseums diese Weiterbildungsveranstaltung mitmachen konnten, brachte unter Anderem die Erkenntnis der politischen Brisanz dieser Veranstaltung.

Mich hat freilich eine eher unpolitische Arbeit interessiert, die im Schweizer Pavillon ausgestellt war. Jemand hatte mit dem Eintauchen von Materialien in Gips eine Struktur geschaffen, die der ähnelte, die Joana in langen Versuchsreihen mit Wachs entwickelt hatte. Ein solcher Gipsbrocken wurde dann in mehrere Teile auseinander geschnitten, die alle eingescannt wurden. Dann stellte man Abgussformen her, gedruckt oder gefräst, in die dann Beton gegossen wurde. Diese Teile wurden danach zusammengesetzt. So entstand eine Großskulptur, die innen hohl und begehbar war. Man konnte durch diese karstige Höhle klettern, sich zwischen den Gebilden, die aussahen, wie die Innereien eines Wesens, Sitzplätze suchen und über den Sinn des Unternehmens nachdenken.