Giraffe!

Mit den Vergrößerungen der Buchmalereiumrisse habe ich es gestern etwas übertrieben. Sie wurden etwa 5 x so groß wie die Originalzeichnungen. Die Tusche bekräftigt die Größe, gewichtet die Strukturen der vorigen Tage stärker, die ich nur mit Tinte und spitzer Feder gezeichnet hatte. Dann erinnerte ich mich an die Lasurmalerei, die auch mit Aquarellfarben gelingen kann. Das alles ging etwas auf Kosten der fließenden, unbewussten Arbeitsweise, die sonst die Oberhand hat, wenn ich mit den Stiften, dem Handballen und Wasser arbeite.

Die Figuren, die während der zeichnerischen Schichtungen des vorigen Materials entstehen, haben manchmal das Zeug für ein reicheres Eigenleben. Sie springen aus den Fächern meiner Erinnerung, ausladende Körper, weite Umhänge und bekrönte Köpfe. Ich kann ihnen Namen geben und sie dann in die Szenen schieben, die sich aus den Konstellationen der Weiterarbeit ergeben werden. Ein intuitives Erzählen ohne Plot.

Aus einem Sommerflieder schnitt ich eine skurrile Giraffe. Sie bekam heute einen Kopf mit den fünf Zähnen, zwei künstlichen und 3 aus mir gewachsenen Exemplaren, die mir gestern gezogen worden sind. Jetzt bin ich ein anderer Mensch, erleichtert, gut gelaunt und bereit, um Bäume auszureißen. Ein Zeichen für die Leichtigkeit ist die Giraffe!