In Waltershausen am Gleisdreieck fand nach weiteren fünf Jahren ein Klassentreffen statt. Die Einheimischen sprechen den Ortsnamen „Wolorschhasn“ aus, und von denen waren viele da. Nur vielleicht vier Leute von zwei Parallelklassen haben wirklich das Weite gesucht. Ein Mitschüler hatte vor ein paar Tagen eine Krebsoperation und ist trotzdem gekommen. Monika erzählte mir von den vielen Todesanzeigen von den Menschen, die in der Gummiindustrie gearbeitet haben. Viele von ihnen werden keine siebzig Jahre alt. Die Schwebestoffe in den Produktionshallen waren von einer kriminell ungesunden Mischung. Auch ein Grund sich von den Orten der Jugend und den Arbeitsverhältnissen der späteren Zeit zu entfernen.
Mit neunzigprozentiger Zustimmung wurde die Frequenz der nächsten Klassentreffen auf alle zwei Jahre erhöht…
Am Gleisdreieck befand sich unser altes Schwimmbad, das wir in den Sommerferien, bei gutem und auch bei weniger gutem Wetter, täglich besuchten. Ein Schwimmer- und ein Nichtschwimmerbecken, ein Fünfmeterturm, ausgedehnte Liegewiesen, ein Volleyballnetz und ein Kiosk mit Eis und Bockwurst. Mehr brauchten wir in unseren Sommern nicht. Der Ort ist nun ein Spaßbad mit riesiger Rutsche. Dazu kamen Eisbahn, Bowlingbahn, Karatezentrum und eine üppige Gastronomie. Und das Gleisdreieck, an dem sich Waldbahnen aus drei Richtungen zum Umsteigen trafen, ist komplett modernisiert. Wenige Orte der Kindheit und Jugend sind geblieben, wie sie waren. Das ist auch gut so.