Seit längerer Zeit sitze ich mal wieder an meinem Schreibtisch, und die Schrift bewegt sich im warmen Lichtkegel. Mitten in der Nacht stand ich auf und besuchte B. am Küchentisch, die von einer Premiere im Schauspiel zurückgekommen war. Und so konnte sie mir nur Grüße von den Damen der Verlage und des Theaters ausrichten. N. war auch da, weil es um ein Rowohltstück ging.
Ich war stattdessen auf dem Wochenmarkt bei meinen netten Weinfreunden. Dort erfuhr ich wieder von jemandem der mein Arbeitstagebuch liest. Das berührt mich und ich denke, ich müsse mehr Sorgfalt walten lassen.
Ich habe einen kleinen Zweig im Blick, der einem Ornament des Teppichs von Bayeux entsprungen sein könnte. Ich kann seine Verzweigungen lange betrachten, versuchen das Gotische seiner Architektur zu verstehen. Das Holz wächst in den Lichtraum, den seine Blätter brauchen. Dafür nimmt es fast jede Wendung in Kauf. Und während ich noch genauer hinschaue, entdecke ich immer mehr sehr spektakuläre Architekturen. Sie bewegen sich leicht im südwestlichen Wind – dunkel gekleidete Ballerinen vor einem hellgrauen, nach Nordosten ziehenden Himmel. Die vielen kugelrunden Meisen dazwischen ernähren sich von einer Gabe unserer Nachbarin auf dem Balkon über uns. Durch eine Wolkenlücke schaut für kurze Zeit eine weiße Sonne, sendet das wenige Licht der Jahreszeit den Ästen zu.
Ich überlege Bezüge zum Raum, denen die Lehrlinge folgen sollen. An die Tafel zeichnete ich ohne Hintersinn ein Trixelgebilde, das dann einige schriftliche Kommentare nach sich zog. Auch dieses Spiel könnte man zu Unterrichtszwecken weiter kultivieren.
In die blauen Himmelsflecken läuten die Kirchenglocken. Leute besorgen sich kostenlose Kleidung, die offensichtlich in der Kirche ausgegeben wird. Bedürftigkeit und Reichtum nehmen zu. Die Mieten in unserem Viertel steigen. Die arbeitslosen Verlierer werden verdrängt. Aggression und Armut nehmen zu.