Grau und unscharf

Es gibt erhebendere Naturereignisse, als eine solche Sonnenfinsternis, wie gestern. Eigentlich war es ein strahlender Tag, der auch noch Wärme in sich barg. Mit zunehmender Abdeckung der Sonne durch den Mond, begannen die Farben zu verschwinden. Alles verfiel hinter einem lasierenden Grau, die Umrisse der Formen wurden unscharf und die Vögel fehlten in der Luft.
Auf dem Hof, wie man den Raum zwischen den Gebäuden auf Teves nennen könnte, liefen die jungen Menschen mit ihren Smartphones herum und versuchten darauf etwas von dem Ereignis mitzubekommen, weil sei keine Spezialbrillen hatten. Ich lieh ihnen meine Schweißermasken, hinter denen das Geschehen genau zu beobachten war. Die Temperatur fiel und alles in allem wurde es ungemütlich. Ich war deswegen froh, als es vorbei war.

Am Zeichenpult draußen probierte ich eine Weile, welches gerasterte Landschaftselement sich als kompositionelles Gegengewicht zum Portrait meines fünfundzwanzigjährigen Vaters eignen würde. Ich entschied mich für ein Hochformat des Elbhochwassers mit Betonblock.

Die Kunstschüler erfanden gestern eine Gestaltungstechnik mit Wachsmalstiften, flüssigem Kerzenwachs und Tusche auf Filzpappe. Mit diesen Eigenerfindungen gehen sie enthusiastisch um. Musik und Tanz spielt eine zunehmende Rolle innerhalb des kreativen Prozesses. Am nächsten Freitag, wenn es Osterferien gibt, kommen sie schon am Vormittag. Dann wollen wir gemeinsam Eierkuchen backen und einen ganzen Tag miteinander verbringen.