Grenzgebiete

Es regnete. Wie gut, über die feuchte Wiese zu gehen, hinein in die Gesträuche des Bahndamms. Tropft es auf meinen Kopf, wollen die Füße Wurzeln schlagen – etwas blickt aus den Brombeeren.

Die zu einer Terra Incognita zusammengewachsenen Umrisse erforschte ich gestern auf Rolle 10. An ihren Binnengrenzen setzte ich mit dem Durchzeichnen ihrer Muster aus, so dass Korridore entstanden, Grenzgebiete an Demarkationslinien, unbesiedelt, möglicherweise vermint. Einzelne dieser vermessenen Ländereien will ich nun herauslösen und als eigenständige Regionen zeigen. Durch die Addition der Korridore fragmentieren sich die topografischen Geflechte immer weiter. Aus den Bruchstücken entstehen einzelne Zeichen. Sie bilden den Zerfall eines größeren Zusammenhangs ab. Gleichzeitig kann ich sie zu einer neuen Schrift ordnen, mit der ich die Flexibilität der Zugehörigkeiten dokumentiere.

Regen und Sonnenlicht mischen sich in der milden Luft. Nach meinen Gängen durch das wuchernde Grün, bleibt kleines Insektengetier an mir hängen. Es begegnet mir wieder auf dem Zeichentisch – hellgrüne Flügelträger, sich abseilende Spinnen und winzige, träge, leuchtende Käfer.