Grenzgeschehen

Falk Richter schrieb ein Stück über Europa und seine Einwohner, seine Flüchtlinge, seine Geschichte und sein Meinungsmischmasch. Man sprach über alles, also über nichts gründlich. Aufgeschnappte Meinungen wurden wieder aufgesagt. Dazu tanzte ein Tanzensemble illustrative Bilder über die Flucht und die Integration. Wir sahen gesterm die Premiere in der Regie des Autors. Dieses Gemache auf der Bühne nervte mich und ging mir gegen den Strich. Das Publikum schrie und war begeistert. Conchita Wurst rammte mir an der Bar seinen Ellbogen in den Rücken, aber wir lernten auch eine ältere sehr neugierige Journalistin kennen, die uns Löcher in den Bauch fragte.

Die Theaterwissenschaftlerin schrieb mir etwas über meine Objekte, von denen ich ihr gestern Bilder schickte und stellte Fragen, die ich in der kommenden Woche beantworten will. Mich reizt das Grenzgeschehen zwischen bildender und darstellender Kunst.

Während eines Spaziergangs im Taunus gerieten wir in ein Erntedankfest auf einem abgelegenen Hof, dessen Geschichte ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Wir sahen Buchbinder, Schmiede und Schnapsbrenner bei der Arbeit. Wir kauften Kartoffelpuffer, Apfelwein, Flammkuchen, Brot und Gewürze.