Im Inneren des Ateliers, hinter den Scheiben der Rolltore, treibt der Dschungel größere Blätter in das wenige Licht der Jahreszeit, die das Geflecht des Wintergartens verdichten. Eine Winterfliege summt zwischendrin herum. Ich zerstäube Wasser, gieße die Erde in den Töpfen, zupfe Unkraut heraus und hätte gerne etwas mehr Zeit für die Pflanzen. Ihre Pflege macht ruhig.
Auf der einen Seite werden die Buchmalereien derzeit durch die Benutzung der großen Graphitstifte wilder und gestischer, soweit man das Wort für so kleine Formate in Anspruch nehmen kann. Mit der Reduzierung der Farbpalette auf zwei Ockertöne, Karmesin, Olivgrün und Indigo, tritt gleichzeitig ein ruhigeres Temperament auf. Dadurch entsteht zwischen den Linien und den Farben eine neue Spannung. Die frottierten Ringe der Muscheln korrespondieren mit den Gravitationsschwüngen, die ich mit den Aquarellstiften zeichne. An den Kreuzungen der Bögen treten manchmal Punkte auf, die sie markieren und betonen. Alle Strukturen werden aber, zumindest teilweise, auch verwischt.
Gestern Abend sah ich vom Grünstreifen der Frankenallee aus mein gerastertes Kinderportrait aus einem Abstand von vielleicht zwanzig Metern im erleuchteten Zimmer hängen. Es sah gestochen scharf aus. Das macht mir nun Mut, wieder mit größeren Blättern zu beginnen, um zu schauen, was in ihnen steckt.