Oben habe ich jetzt ein Stück des zweiten Reliefs eingefügt. Vielleicht bringt mich dieses Probieren zu einem Schritt, die Buchmalereien weiter mit dem Doppelportrait zu verbinden. Gestern erklärte ich die Verbindungen, die die Arbeit eingeht, kurz einem Nachbarn. Mir ist dabei klar geworden, wie ich versuche, die Geschichte der Familie in eine größere Landschaft einzubetten. Die besteht aus den Rheinauen der militärischen Rheinkampagne, der preußischen Wüste nordöstlich von Berlin und der sächsisch-thüringischen Staatsgebiete der DDR-Zeit. Dazu kommt ein Geist des Kadavergehorsams, des revolutionäre Proletarismus zusammen mit protestantisch- asketischem Pflichtbewusstsein. Das alles ist eine Mischung, in der ich sozialisiert bin. Kommt das Widerständische, das mich von dieser Welt abtrennen sollte, vom unbekannten Großvater, der sich allen Pflichten entzog?
Gestern sahen wir „Königsweg“, in einer Inszenierung in den Frankfurter Kammerspielen, von Elfriede Jelinek. Ich fürchte, dass sich der Abend nicht lange in meiner Erinnerung halten kann. Auch der Aufwand an origineller Wortakrobatik, farbig aufdringlich-amerikanischen Profanausstattungen und schnellem Kostümwechsel, kann die Frage nicht klären, wozu das alles gut sein sollte.
Mit mehr Ruhe modellierte ich gestern weiter am 5. Relief, das Zählen von Splittern und Stunden unterbrechend. Ich saß stattdessen öfter in der Sonne meines Gärtchens.