Mit der Malerei fuhr ich fort, indem ich auf das erste kleine Kinderportrait weitere Lasuren auftrug. Die Binnenzeichnungen, die von anderen Figurationen aus Rolle 6 stammen, werden mit diesen Verdunklungen zu Fenstern im hellen Kindergesicht, die einen Blick in die Schichten dahinter erlauben.
Die drei Varianten des Portraits, die ich nacheinander auf die Transparentpapierrolle zeichnete, sind nun die zeichnerischen Vorlagen für die Malereien. Eine zweite begann ich auf einem etwas größeren Format. Dafür benutzte ich die erste Portraitvariante als Vorlage. Zwei Linien verschlingen sich hier ineinander, die die Umrisszeichnungen von zwei Portraitvarianten mit unterschiedlicher Rasterauflösung sind. Die erste, gröbere zeichnete ich bereits mit einem „Heliogenblau“ nach. Die Farbbezeichnung stammt vom VEB Lacufa, das die Rubens-Ölfarben herstellte. Als nächste wird sich die zweite feinere Linie hinzugesellen, die ich mit der orangefarbenen Lasur nachzeichnen will, die ich schon im ersten Bild benutzte.
Die Diskrepanz zwischen der alten Maltechnik und den Motiven, die ich langsam in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt habe, erzeugt eine Form der Arbeitsspannung, die selten ist, die ich so vielleicht noch nicht erlebt habe. Dennoch ist sie ein zartes Pflänzchen, nicht spektakulär und Vorsicht ist angesagt.
Die Buchmalereien umschreiben immer wieder die Gegensätzlichkeit von Schwüngen und den kristallinen Gitterstrukturen, von Verwischungen des Vergessens und den scharfen Linien der Gegenwartskonstruktionen und von Schönschrift und Gewalt.