Herrmann Glöckner | Nichte

Heute am Sonntag sahen wir im Städelmuseum noch mal mehrere Arbeiten von Herrmann Glöckner. Dabei waren auch zwei Blätter mit gezeichneten Schwüngen, die meinen Gravitationslinien ähneln, mit denen ich die Rasterpunkte des Doppelportraits der Väter zerschnitten habe. Die Ausstellung schöpft scheinbar aus einer reichen Sammlung seiner Arbeiten, die von der Deutschen Bank angelegt wurde. Die Verquickung dieses Museums mit den Banken macht mir öfter ein unangenehmes Gefühl. Die Kunst kommt mir dann angeschmutzt vor.

Das wenige, das ich in Dresden von Glöckner gesehen hatte, beeinflusste einige meiner Arbeiten, die ich später in Heidelberg anfertigte. Er war ein alter, produktiver Langstreckenläufer.

Für vierundzwanzig Stunden hatten wir die Nichte zu Besuch. Wir hatten uns viel zu erzählen, waren ausgiebig persisch Essen und saßen bis in die tiefe Nacht am Küchentisch. Vor einiger Zeit, während ihres mehrtägigen Aufenthaltes in meinem Atelier, übte sie mit ihrer Bratsche ein Barockstück von Zelter. Dazu habe ich eine Überlagerungssequenz gezeichnet.

Im Atelier schaute ich mir noch mal den großen Stapel von Einzelblättern aus der vergangenen Woche an. Ein gutes Gefühl. Eine Pause jetzt, wäre nicht schlecht.