Mit den Kunstschülern sprach ich gestern über das Thema unserer unterschiedlichen Erinnerungspraktiken. Wir verglichen die Verläufe der familiären Entwicklungen bei ihnen und bei mir. Und wir nahmen ins Auge, dass jeder seine eigene Erinnerungspraxis erfinden muss. Die gegenwärtigen kulturellen Herkünfte der Eltern in diesem Viertel unterscheiden sich beispielsweise grundlegend von denen meiner Generation in Thüringen oder Brandenburg. Wir bemerken, was der Satz: „Ich erinnere mich.“ Für eine Lawine in Gang setzen kann.
Wir begannen Umrisse zu zeichnen, die von Fotografien unserer Leben stammen. Irgendwann werden wir verstehen, wie wir sie für unser Projekt benutzen können.
Noah erzählt von Wanderungsgeschichten seines Großvaters, davon, dass er seinen Namen geändert hat, und so weiter.
Im Gärtchen schreibend finde ich einen Bleistift, der auf dem Boden überwintert hat. Ich nehme ihn und zeichne mit ihm. Über mir kreisen die Bussarde, die in der Nachbarschaft ein Nest haben. Die Eidechsen, die in der Sonne liegen, beobachten aufmerksam das Himmelsgeschehen. Krähen und Elstern lärmen über dem Dach und fechten einen Revierstreit aus. Saharasand macht das Licht mild. Meine Pflanzen, die ich nach dem Winterdunkel rausgestellt habe, halten diese gedämpfte Strahlung gut aus und müssen erst mal nicht geschützt werden.