Was ich an der Wand vom Rebstockimbiss produziert habe, ist eine Höhlenzeichnung. Gestern fünfeinhalb Stunden im Qualm und ohrenbetäubenden Lärm der Lautsprecherboxen, im Geschrei der Trinker, mit dem Kopf im Nacken, auf der Eckbank vor der Wand stehend. Die sich wiederholenden Rituale in der ausgemalten Höhle, haben nur am Rande mit den Zeichnungen zutun. Sie hangeln sich eher an Schlagertexten entlang, an Marmorstein und Eisen. Kayo hielt mich mit Schokolade und Pizza am Leben.
Steve Reich beschreibt sehr knapp und präzise seine Arbeitsweise bei „Different Trains“. Schon damals dachte er an eine „…neue Art des dokumentarischen Musik / Videotheaters…“. „The Cave“, das wir am Sonntag erlebt haben, schloss formell direkt an diese Arbeit an, bedient sich aber außer der Tonaufnahmen der Interviews, auch ihrer Bilder. Dieser grundlegende Unterschied schwächte meiner Meinung nach, durch die Aufhebung der alleinigen Konzentration auf das Gehörte, das System der Wahrnehmung.
Die Wandzeichnung bei Kayo fand unter einem zunehmenden Zeitdruck statt, weil ich mir vorgenommen hatte, bis Weihnachten fertig zu sein. Dadurch war ich gezwungen, mich zunehmend auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das hat dem zeichnerischen Rhythmus und der Klarheit gut getan. Der zurückhaltende Beginn zeigt sich auch an der dünnen Kleinheit der Figuren. Jetzt folgt ihre Größe auch dem wuchtigeren Strich, der sich im Verlauf der Arbeit befreit hat.