Meine Stasiakte liegt nun auf meinem Zeichentisch. Ich versuche mich mit ihrer Hilfe intensiver daran zu erinnern, welcher Art meine Beziehungen zu den Verhältnissen in der DDR waren. Die Art, wie die „Aufklärung des Reinecke“ unter der Überschrift: „Wer ist Wer“, organisiert und durchgeführt wurde, hat meinen Abstand zu diesem Staatswesen noch einmal deutlich vergrößert. Bei der Beschäftigung mit diesem Material geht es also nicht in erster Linien um die Enttarnung des IM „Lutz Lange“, so seine interne Bezeichnung, sondern um ein tieferes Verständnis meiner Gefühle und Handlungen in dieser Umgebung.
Gestern zeichnete ich ein paar Umrisse des Wandreliefs aus Meißner Porzellan aus dem Palast der Republik, das nun im Humboldt Forum hängt, auf Rolle 10 und begann sie mit den vorausgegangenen Strukturen des Rückbaus zu füllen. Es kostete mich etwas Überwindung, diese mir fremden, weißen, geschwungenen Blütenblätter auf mein Transparentpapier zu übertragen. Aber Ihre Verwandlung wird mich entschädigen.
Aber emotionslos läuft die Erinnerung nicht ab. Immerhin hatte ich zu meinem IM ein gewisses Vertrauen aufgebaut. Er war mir, als junger Künstler, vom Rat des Kreises / Abteilung Kultur als Mentor zur Seite gestellt worden, beriet mich fachlich (er war Professor an der Hochschule für Gestaltung Burg Giebichenstein) und half mir bei organisatorischen Fragen.