Im Park

Am Morgen im Bethmannpark fotografierte ich einen Raubvogel. Er flog flach, wenige Zentimeter über dem Weg und landete elegant auf einem unteren Ast eines großen, alten Baumes. Dort schaute er sich in Ruhe, ohne sich durch mich stören zu lassen um und setzte, nach etwas zwei Minuten, seinen Flug fort. Diesmal landete er auf einer Schmucksteinspitze des Eingangsportales des Chinesischen Gartens. Von dort aus ging es dreißig Meter weiter bis zur Umfriedungsmauer und dann aus meinem Blick.

Am Boden wärmten mir die Frühblüher von innen mein Empfinden. Vorfrühling nennt man das an diesem kalten, klammen Morgen.

Gestern im Korbsessel in der Sonne las ich im Ägyptischen Totenbuchtext „Osiris“, den Jan Assmann zusammengestellt hat. Diese „Reden mit den Toten“ soll mit diesem Theatertext wieder lebendig werden, wieder hörbar, wie es vielleicht von 3000 Jahren klang.

Ich interessiere mich vor allem für die Strukturen der Verse und für die Anordnung der Schriftzeichen. Die senkrechten Kolonnen berichten formelhaft, wie unsere heutigen Totenredner vom Leben der Verstorbenen.

Die Anordnung meiner Doppelportraitsplitter stoßen allerdings noch in eine andere Erinnerungsrichtung. Sie versuchen das Tor zu den Bildern aufzustoßen, die sich wie ein fließendes Gewässer ergießen, sobald man den ersten Schritt getan hat. Die Zeichnungsüberlagerungen führen zu einer Partitur, die man in Musik verwandeln könnte. Wohin führt das?