Impuls

Es fiel Schnee, als wir stocknüchtern in der Nacht vom Grünkohlessen mit den ganzen Filmleuten zurück zum Auto liefen. Auf spiegelnder, nasser Straße leuchteten uns die Lichter nach Hause.

Am Tisch erzählte mir eine Historikerin von ihren Forschungen, die Briefwechsel der Witwe des Archäologen und Entdeckers der Büste der Nofretete, Berta Borchardt zum Gegenstand haben. Sie knüpfte von der Schweiz aus ein jüdisches Netzwerk in der Nazizeit. Die Absender der zweitausend Briefe, die sie in der ehemaligen Borchardt-Villa am Nil in Kairo fand, führen zu deren Nachlassverwaltern. Sie haben die Antworten aus denen sich nun eine Vervollständigung der Geschichte zusammensetzen lässt.

Meiner Gesprächspartnerin erzählte ich von den Verknüpfungen meiner Projekte, insbesondere von der Arbeit mit den Schattenboxern. Ihnen erklärte ich die abgestufte Rassenpolitik der Nazis den Zwangsarbeitern gegenüber. Auf dem Rückweg danach ins Atelier erzählte mir Paolo von seinen bitteren Erfahrungen mit Rassismus in der Schule. Er, als Schwarzer, wird insbesondere von Mädchen zischelnd aufs Korn genommen. Er wünscht sich, dass diese Mädchen nicht mehr mit ihm gemeinsam auf einer Schule sind.

Die Historikerin hat Recht, wenn sie sagt, dass dies ein aufhebenswerter Impuls ist, den man für eine Weiterarbeit mit Jugendlichen heran nehmen kann, mit denen man den heutigen Rassismus mit dem damaligen vergleicht.

Das kopfstehende Ruinenmotiv habe ich auf Rolle 6 mit einem komplizierten Verfahren, das auf dem Transparentpapierstreifen zu besichtigen ist, wieder gedreht. Nun bin ich gespannt, was sich aus diesem, gestern gefundenen Fehler Neues ergibt.