In der Annahme, dass ich nun lange die Zahl Fünf täglich in meine Bücher schreiben werde, tat ich es heute erstmalig in diesem Jahr. Die Linien haben ihre eigene Dynamik. Die erste nach unten fahrende Senkrechte holt Schwung für den ausbauchenden Bogen nach vorne, also nach rechts. Dann geht die Bewegung der Schreibfeder wieder rund nach unten und nach links mit einer kleinen, schon auf die nächste Linie zielenden Aufwärtstendenz, setzt ab und kommt wieder zum Anfang zurück. Der kurze waagerechte Strich, der dann folgt geht schon wieder energisch nach vorne in Richtung Zukunft. Handschrift schreiben, heißt Zeit sichtbar machen. Mit jedem Wort, das aus der Feder schwimmt, verrinnen die Sekunden, in denen ich festhalten will, was ich denke. So will ich meine Zeit festhalten, während sie mir entgleitet.
Silvester verbrachte ich alleine auf Teves, spielte etwas Gitarre und sah mir Aufnahmen von „THE PIANO HAS BEEN DRINKING“, von deren letztem Konzert an. War froh als es Zwölf war und fiel ins Bett, das weiche, schöne Kölsch der Band im Kopf.
Es ist still draußen und neblig – verdünnte, zerstäubte Milch. Selbst der Flughafen scheint außer Betrieb zu sein. Das Tor vorne ist verschlossen, dass sich auch kein Spaziergänger hierher verirrt. So kann ich für mich die Zurückgezogenheit ausweiten, hier hinten in meiner Schreibklause bei mir bleiben. Die Stille übernimmt, kein Warten mehr.