Interferenzen

Am Morgen stand über Teves West eine in sich kreisende Wolke von Mauerseglern aus vielleicht hundert Vögeln. Ansonsten machen sie sich in diesem Jahr rar.

In der Erwartung von Gästen räumte ich gestern etwas auf. Aber in der Unaufgeräumtheit bilden sich die Wege ab, die ich gegangen bin, um zu meinen Arbeitsergebnissen zu kommen. Diese Anhäufung von Gegenständen, Materialien, Werkzeugen und verstreuten Zeichnungen benötige ich einerseits für meine Erfindungen, andererseits sind Aufräumaktionen befreiend. Jetzt sind die Pappmacheklumpen, Transparentpapierabschnitte mit Schelllack-, Graphit und Tuschespuren, Holzzerfaserungen und Bruchsteinchen geordnet – welche Ordnung das auch immer ist…

In der Konstruktion und Dekonstruktion von Erinnerungsbildern vermischen sich manche oder heben sich durch Interferenzen auf. Ich stelle mir Toniüberlagerungen vor, die sich gegenseitig auslöschen oder zumindest fragmentieren.

Mittags spielte ich elektrische Gitarre und zog genüsslich alle Register des Effektgerätes. Ich spürte, wie mein Körper den Rhythmen folgt und das Spiel davon wieder getrieben wird. Ganz anders am Abend mit der akustischen Gitarre. Da interessiert mich die Schwingung einer jeden einzelnen Saite. Die Töne vereinzeln sich, klingen aus, bevor sich ein neuer hinzugesellt.

In der kommenden Woche treffe ich mich mit meinem alten Schulfreund Andreas. Wir kennen uns seit vierundfünfzig Jahren. Nun befindet er sich im Ruhestand.