Gestern früh irrte ich. Nach Acht kam ein Anruf, ob ich nicht die Lehrlinge übernehmen könnte. Ich stieg also in meine Ausbilderuniform, nannte fortan Simone zur Strafe Marianne und brachte Jasmina Perspektivkonstruktion bei, ein wirkliches Unterfangen. Ab vierzehn Uhr die Hindemithkinder. Alle verlangen die ganze Aufmerksamkeit von mir.
Dennoch konnte ich die grundierten Reliefs in mein Wandbildgestell montieren. Nun kann ich es auf die Staffelei stellen, es lange anschauen und dann versuchen, etwas Neues damit zu beginnen.
Ein Abend mit Mathilda auf dem Markt. Was für eine Freude…
Aus grauer Vorzeit ist mir noch der Titel des Filmzyklus „Dekalog“ im Kopf, weiß aber nicht ob ich jemals was davon gesehen habe. Im Kleinen Haus, der Bühne, die sich an der Mainseite des großen Theaterklotzes befindet, wurde gestern die Premiere einer Dramatisierung dieses Stoffes gezeigt. Auf verschiedenen Podien, die durch Treppen miteinander verbunden waren, wurden Situationen durchgespielt, in denen die Einhaltung der zehn Gebote infrage gestellt wurde. Die Zuschauer konnten mit digitalen Abstimmungsfernbedienungen über zugespitzte Fragestellungen entscheiden. Je nach Abstimmungsergebnis, führte die Handlung in eine der beiden möglichen Richtungen weiter. Allerdings hätte es weitaus mehr Handlungsmöglichkeiten gegeben, wodurch das Spielkonstrukt etwas hölzern und letztlich unzutreffend blieb.
Auf dem Heimweg begegnen einem in letzter Zeit immer mehr junge Menschen, die mit Schnapsflaschen unterwegs sind. In der Folge tritt leichter eine Aggressivität zutage, die mit der Unmöglichkeit des Unterfangens zutun hat, mit der allgemeinen Beschleunigung standzuhalten.