Kalköfen | Lücken

Insgesamt 3 Meter Leporelli des Pergamonaltarfrieses hat mir Barbara aus Berlin mitgebracht. Seine Lücken, die das Hirn füllen will, verweisen auf die Kalköfen der Landbevölkerung, in denen die wunderbaren Stücke zermalmt worden sind.

Mit Vinzenz dachte ich mal darüber nach, mit den Bauwerken, die aus diesem Kalk entstanden sind, ein Projekt zu machen. Man könnte beispielsweise ihre Grundrisse in die Leerstellen des Frieses einsetzen.

Weil wir im Atelier gerade auf die Skulptur im Allgemeinen zusteuern, würde ich ganz gerne ein Ensemble aus verschiedenen Fragmenten herstellen. Jedes Einzelteil könnte auf die anderen Teile hinweisen und vielleicht sogar Anschluss an sie finden, ähnlich wie die Motive der Dreiecke.

Passend dazu besuchte ich gestern die Ausstellung „Zurück zur Klassik“ im Liebighaus. Eine kunsthistorische Fehleinschätzung bot uns die vielen weißen Projektionsflächen zumeist lückenhafter Figuren, die es vermochten, das Denken in zusätzliche Richtungen zu lenken.

Krishnababy zeigt auf dem Leporello des Ostfrieses auf Udaios, der am Boden liegt. Sein linker Arm stützt den Oberkörper etwas auf, während das linke Auge von einem Pfeil des Apollon getroffen wurde. Der Lichtgott verdunkelt dem Angehörigen des Erdmutterclans den Blick. Schon auf Vasenmalereien im Liebighaus begegneten mir streitgeladene Szenen, bei denen Gaia eine Hauptrolle spielt.