Durch den Wind springt eine Elster die Äste hinauf. Sie interessiert sich nicht für meine Blinkzeichen, die ich ihr mit dem Spiegel von der Schreibtischlampe hinauf sende. Aber als ein seltener Schwarm Ringeltauben herbeigeweht wurde, duckte sie sich gegen seine Flugrichtung.
Der gestrige Tag verging ohne Arbeit. Im Atelier drehte ich lediglich die Heizung runter, warf einen Blick auf mein halbfertiges Bild, ohne einen Impuls, daran weiter zu arbeiten. Den Nachbarn, auch der Anatolierin wünschte ich schöne Feiertage. Das war ganz leicht. In diesem Moment verschmolzen die vergangenen Gesten mit ihrem gegenwärtigen Lächeln zu einem stecknadelkopfgroßen Glaspunkt zusammen.
Manchmal schlage ich unsere Glöckchensammlung unter dem Türsturz zwischen unseren Arbeitszimmern an. Das klingt wie Katzengold.
In der TAZ ist eine kleine Geschichte von B. zum Tod von Doris Lessing erschienen. Sie erzählt wie die Dichterin als Mädchen die selbst genähten sackartigen Kleider ihrer Mutter satt hatte. Um eigene Stoffe kaufen zu können, und sie selber zu nähen, ging sie mit einer Flinte in den Busch, um dort Rebhühner zu schießen, die sie verkaufen konnte. Zum Text war ein Bild gestellt, das das Gesicht der alten Frau mit ihrer ganzen jungen Verwegenheit zeigte.
Am Abend hatten wir Besuch von Gudrun und Carola zur Lammkeule, die wir im Römertopf gemacht hatten. Heute treffen wir Mona und Kirsten. Mona war zwei Monate in Istanbul, um an ihrem Roman weiter zu arbeiten. Ich freue mich auf ihre Geschichten.