Ein Morgengang ab Fünf in die tropische Dämmerung. Zunächst schimmert der nordöstliche Himmel nur rosafarben, während sich gegenüber ein Türkis etabliert, vor dem Tuschflecken aus hellem Rot schwimmen. Insgesamt ein beglückendes Panorama, dessen Reiz sich nicht zuletzt über die Konturen der Landschaftshorizonte aufbaute. Du willst dieses Gefühl aufbewahren, das dich von so viel Schönheit benommen macht, mindestens bis zum Abend, wenn die Malerei beginnt. Du stellst dir die Skulptur „Morgendämmerung“ vor, landest bei Rodin. Wenn die Morgengänge zu einer festen Institution werden, speisen sie mit ihren Farben die Malereien, sowohl im Tagebuch als auch auf der großen Leinwand im Atelier. Wie sich das niederschlägt wirst du vielleicht heute schon erfahren können.
Mitten in der Arbeit am großen Bild findest du andere Farbkonzepte, die sich mit dem vorherigen Geschehen verflechten. Das Ganze wird zwar dichter, bleibt aber noch eigenartig harmlos. Konzept wird von Emotion überlagert und umgekehrt. Alles was gerade seine Zeit hat, schiebt sich in den Vordergrund. Es gibt also keinen Grund, gegenzuhalten.
Damit diese Vorgänge beweglich bleiben, Schicht um Schicht mit der jeweiligen Umgebungssituation sprechen, benötigst du Zusammenarbeit und Gespräch.
Du wirst nach dieser langen Zeit wieder Heiner-Müller-Texte zur Hand nehmen, sie laut lesen und dann wieder neu verstehen, sie in deine Arbeit einflechten.
Es wächst mehr Verantwortung in dir heran. Mit jeder Umdrehung des Universums nimmt sie zu. Du erinnerst dich an deine Kinderschaukeln – Anlauf, hoch hinaus und Absprung…