Klang der Strukturen

Krishnababy zeigt heute auf die leere Buchseite, auf der bisher nur das Datum steht, als sei es schade, sie voreilig zu verbrauchen.

Am Hang liegt eine dicke Schneedecke, durch die der Weg nur zu ahnen ist. Manchmal erscheint er wie eine etwas vertiefte Rinne, ist aber letztlich fast nur durch die Zeichen an den Bäumen zu erkennen. Wenige Tierspuren, die dem Pfad manchmal folgen, erinnern an die gründliche Jagd, die vor etwa zwei Jahren veranstaltet worden ist. Die stark stilisierten Strukturen der Installationen erinnern mit ihren chaotischen diagonalen Verflechtungen an die Sequenz der decollagierten Architektur auf Rolle 6.

Im Übrigen ähneln sich die Wege meiner GPS-Wanderung auf der Ackermannwiese den Trampelpfaden der östlich benachbarten Wiese auf den Luftbildern von 1945. All diese Linien sind Schichten.

Die aktuelle Sequenz habe ich gestern nach dem Hanggang am Zeichentisch weiterentwickelt. Im „Rückrollverfahren“ verdichtete ich die mehrfach wiederholten Umrisslinien der Ruinen und Schutthalden. Dabei bemerkte ich, dass das zeichnerische Echo der sich nach drei Zentimetern einmal wiederholenden Linien das kristalline Erscheinungsbild verstärkt, während die fluiden Partien eher unbemerkt verschlungen ineinander übergehen. Der fortlaufende Rapport, der sich etwa nach zehn Zentimetern wiederholt, bindet alles in einen anderen überlagernden Rhythmus ein. Während dieser Arbeit denke ich an die Strukturen am Hang. Es ist, als entstünde ein Klang aus brechendem Holz, prasselndem Feuer und zusammenkrachenden Häusern. Aber auch ohne diese illustrativen Beschreibungen, klingen die Strukturen, wenn sie sich in immer variierenden Konstellationen übereinander schieben. Das Verhältnis dieser abstrakten Räume zueinander kann genauer auf seine Spannung untersucht werden.