Wie geplant übertrug ich gestern meine GPS-Linien auf Rolle 6. Dort konnte ich das Areal beim zweiten Zeichnen mit den Fragmenten der vorausgegangenen Figuration konfrontieren. Währenddessen musste ich darüber nachdenken, in welcher Weise es möglich wäre, heutige Strukturen mit solchen aus der Zeit des Gefangenenlagers zu vergleichen, oder sie übereinander zu legen. Dabei spielt der Gedanke eine Rolle die Ferne der Ereignisse zu verringern, verschiedene Verhaltensmuster, die zu brutalem Handeln führten auch in der Gegenwart zu entdecken.
Gestern wurde im Fernsehsender 3 sat der Film „Das radikal Böse“ von Stefan Ruzowitzky vorgestellt. In einer stilistischen Herangehensweise, die Dokumentarmaterial mit gedrehten Szenen verbindet, beschäftigt sich der Film mit den Massenerschießungen der jüdischen Bevölkerung durch deutsche Einsatzgruppen in Osteuropa. In einem Konformitätsexperiment wird gezeigt, wie Gruppenzwang zu Handlungen führen kann, die uns aus dem Abstand unbegreiflich sind.
Man kann daraus eine Aufgabe für die Gedenkkultur ableiten. Eine künstlerische Auseinandersetzung sollte aber über pädagogische Ansätze, wie sie im Konformitätsexperiment von Asch entwickelt sind, hinausgehen. Dieses Experiment könnte man mit Jugendlichen mal durchspielen, was etwas aufwendig wäre, aber vielleicht mit dem Falkenheim gelänge. Das ist aber nur eine Schicht
Im Atelier arbeitete ich außerdem an der Bemalung des Reliefs. Innerhalb der dunkleren Felder hob ich die vertieften Linien weiß hervor, wie sich Raureif über meine Zweiggeflechte am Hang legt. Auch ein Thema für die „Schattenboxen“.