Konkretion

Mit vorsichtigen Linien aus gebranntem Ocker begann ich am Morgen meine Buchmalereien. Zunächst entstanden Umrisse von aufrechten Gebilden, die entfernt an innere Organe oder menschliche Figuren erinnern. Sie gehen dann Verbindungen mit Möbelfragmenten und Pflanzenarchitekturen ein. Fremdartige Geschöpfe tauchten in der 3. Malerei, wie aus der Tiefsee, auf. Durch das Aufschreiben dieser Vorgänge erfahren sie eine Konkretion, die sie aus dem Unbewussten in eine rational nachvollziehbare Reihenfolge überführt.

Morgen Nachmittag wird mich Vinzenz im Atelier besuchen. Ich hatte auch Laila eingeladen, die aber leider keine Zeit hat. Ich erhoffe mir durch die jungen Menschen Denkanstöße, die meine Arbeit beeinflussen. Es wäre schön, wenn sich etwas Gemeinsames entwickeln könnte, das einer Kooperationsstruktur folgt, ähnlich wie mit Claudia und Maya. Sind solche Kooperationen ein Schlüssel für die Erneuerung der Arbeit?

Gestern räumte ich die Relieftafeln des 2. Väterdoppelportraits aus dem alten Holzlager ins Atelier und weitere frostempfindliche Pflanzen gruppieren sich vor den Fenstern. Ich gebe auf die Arrangements acht, auf ein ästhetisches Bild. Alle Gewächse, die ich nach innen trage, bekommen etwas Pflege, manche topfe ich um oder beschneide sie. Mit ihnen kommen Schmetterlinge und Eidechsen herein, die sich draußen für den Winter eingerichtet hatten. Sie erwachen dann und streunen durch das Atelier.