Kraft des Gedankens

Um die gestrigen Bilder vom Hang noch einmal zu sehen, schob ich den Chip in den Rechner und übertrug die Dateien auf die Festplatte. Wie erwartet, war der Weg eingeschneit. Dennoch war sein Verlauf am Boden durch die etwa zehn Zentimeter dicke Schneeschicht, durch die sich die deutlich glattere Struktur immer noch gut abbildete, zu sehen. Die Spuren des Wildes, die vielfältiger sind als gedacht, gehen nur teilweise auf meinem Weg entlang. Ich dachte, dass dies fast durchweg so sei, weil ich meinen eigenen Wanderungen nicht diese abbildende Wirkung zugetraut hatte. Es kann aber sein, dass die kurze Zeit einer frischen Schneeschicht trügt. Im oberen Bereich, an der Lichtung, wo ich auch eine der Hirschkühe sah, folgten sie aber dem Pfad, der also zu Recht dort oben ihren Namen trägt.

Es ist der zweite Winter, der meine Wegzeichen so stark verändert. Es ist nun nicht mehr zutun, als diese Metamorphosen genauer anzuschauen und sie festzuhalten.

Von Nordwesten her waren alle Zweige halb mit einer Kristallschicht ummantelt, die die Feinstruktur verschwinden lässt. Gleich am Anfang über der Straße, ist ein Areal vom etwa dreihundert Quadratmetern völlig von Hirschen auf Futtersuche zerwühlt worden. Der eigentlich spitze, weiße Stein am Ende wurde von einer gestapften Spiralwanderung weiter mit etwas Energie versorgt. Dann folgte ich meiner eigenen Spur durch den Schneefall hinab. Die vielen Flocken in der Luft, auf den Ästen und am Boden verpackten jedes Geräusch und lassen es gleichzeitig dunkler und heller werden.

Am Abend am Rande eines kleinen Festes zu Ehren des achtzigsten Geburtstages von Karlheinz Braun, gab es ein überraschendes Wiedersehen mit Dea. Wir sprachen aus Anlass ihrer bevorstehenden Reise nach Rio über das Glück auf eigenes Material in der Arbeit zurückgreifen zu können, wenn man nach einiger Zeit erneut in eine bekannte Kultur oder Situation gelangt. Wir gehen der Kraft unserer Gedanken nach, nehmen den Arbeitsfaden wieder auf. Viele weitere Autoren und Bekannte waren da, dass es keinen Mangel an Gesprächen gab. Einzig das Buffet ließ zu wünschen übrig.