Kraftfeld | Mehldau

Das Ornament der zwei überlagerten Figuren auf dem Dreiecksformat begann ich gestern mit Tinte auf einem größeren Transparentpapier so anzulegen, dass eine größere Fläche von den ineinander greifenden Wiederholungen bedeckt wird. Die Wirkung der Ausbreitung des Motivs in alle drei Richtungen soll auf diese Weise überprüft werden. Außerdem soll untersuchbar werden, welches Potential zur Auffindung von neuen Figuren vorhanden ist. Der Respekt vor der Arbeit mit Jugendlichen, deren Sensorium womöglich noch nie in solcher Weise gefordert worden ist, spornt mich dazu an, die Arbeit gründlich vorzubereiten. Sicher sind manche von ihnen schon den verschlungenen Ornamenten des islamischen Bildkanons in den Moscheen begegnet und hatten die Gelegenheit während der Predigt des Imams den Geflechten mit dem Blick zu folgen.

Manchmal denke ich dass der Austausch der Figuren innerhalb der fortlaufenden Arbeit nicht mit Brüchen, also dem Abbruch von Linien an Rand des Formates, einhergehen muss. Um das zu bewerkstelligen bedarf es eines vielfachen Arbeitsaufwandes, um die Übergänge gesondert zu modellieren und abzuformen. Ich muss sehen wie das Ganze abläuft und muss in dieser Woche beginnen, den ersten 1:1 Entwurf zu zeichnen.

In der Alten Oper spielte gestern der Jazzpianist Brad Mehldau mit seinem Trio. Birgit und Oliver haben vor zehn Jahren schon ein Konzert von ihm in Vancouver gehört, zu der Zeit, als wir sie dort besuchten. Das gestrige Konzert war von der Frankfurter Jazzgemeinde gut besucht – ausverkauftes Haus. Ich glaube, dass ein Konzert dieses Musikers ein Weltereignis darstellt. Seit zehn Jahren haben wir immer mal Platten von ihm gekauft, so dass wir schon ein wenig darüber unterrichtet waren, was uns erwartet. Die Form seiner Improvisation überzeugte mich am meisten, wenn sie sich sparsamer in abstraktere Gefilde begab. Wie bei Bill Forsythe eine Arabeske umtanzt wird und ihre Abwesenheit dadurch zu einer qualitativ neuen Anwesenheit führt, werden die Klangideen unter Auslassung der vorgegebenen Akkorde umspielt. Somit wird das Verschwinden eines Motivs auf den Kopf gestellt. Ein kontrapunktischer Vorgang. Die konzentrierte Dynamik der Abstimmung unter den Musikern führte zu einem ernsthaften Spaß. Dem Publikum wurde für seine Aufmerksamkeit und den Applaus mit zwei Zugaben gedankt.