Die Gartennische zwischen den Regalen, in der der Korbstuhl steht, ist auch ein Leseort. Dort saß ich gestern nach der Malerei mit dem Buch „Erinnerungsräume“ von Aleida Assmann. Der Zusammenhang, in dem meine Arbeit steht, bekommt dadurch für mich eine entscheidende Erweiterung. Ich bin nun eher in der Lage, sie zu gegenwärtigen Erinnerungskulturen und zu solchen aus der weiteren Vergangenheit, in Beziehung zu setzen. Dabei habe ich das Gefühl, mich von den gegenwärtigen Strömungen absetzen zu müssen. Dazu gehört etwas Abstand, etwas mehr Raum. Ich denke dabei wieder an Susannes Text zum Kraftfeld.
Auf dem großen Bild befinden sich nun drei schwarze Felsgravurbilder aus Twyfelfontein. Eine Giraffe, ein Gnu und eine gehörnte Antilope. Ich zeichnete sie als klare Formen auf das bunte Kreisgewurschtel als ersten Akt der Befreiung von einem künstlerischen Tiefpunkt der vergangenen Jahre. Ich bin froh, dass die Malereien aus dieser Zeit nicht mehr im Atelier lagern. Nun kann das Bild wieder die Spannung bekommen, die es zuvor eingebüßt hatte, und vielleicht sogar ein neues Kraftfeld werden.
Die Verbindungslinien zwischen den Tierumrissen und den Rasterpunkten des Portraits, sollen nun auch ins Innere des Gesichtes führen, das mich als Sechsjährigen zeigt. Das Liniengeflecht soll recht dicht werden. Um es weiter hervorzuheben will ich die Linien auch hell umranden. Die Kreuzungspunkte bekommen kleine schwarze Kreise. Das ist der Fahrplan für die nächsten Tage.