Am Nachmittag brachte Maj ihren Bass mit ins Atelier. Die Umsetzung dessen, was ich ihr vorher als Maßgaben meiner Spielvorstellungen mühelos formulieren konnte, erwies sich als schwer umsetzbar, weil mir einfach das Handwerk fehlt, um dem Spiel von Maj zu folgen. Ich bin allerdings auch kein Mensch, der am Tag zwei Stunden Gitarre übt. Und mein Mangel wird oft genug vom Effektgerät kompensiert. Das reicht mir auch, denn es geht mir um den Klang, so wie es mir bei den Zeichnungen derzeit um die Farbe geht, die sehr präsent und täglich neu beglückend erscheint. Diese Intensität wird bei Gitarrespiel nicht mehr zu erreichen sein.
„Gefährliche Liebschaften“ – Premiere am Abend im Schauspiel. Sparsam – schaurige Musik, reich kostümierte und gut geführte Schauspieler, ein funktionierendes Bühnenbild mit viel Kronenleuchterstrass – ein perfekter Abend. Aber die zwei Krähen, die sich auf dem Dachfirst des Nachbarhauses gegenüber sitzen, sich mit schiefen Köpfen fixieren, bis eine von beiden auffliegt und die andere den Kopf ihr nachdreht, erzählen mir mehr als der ganze pompöse Abend zusammen, der eher ins Popcorn-Kino gehört. Boulevard auf hohem Niveau. Das so etwas zunehmend auf dem Spielplan landet, sieht aus wie Sponsorentheater. Das haben wir nicht verdient!
Doch in der Panoramabar sprachen wir mit Schirin und beim Fest des Verlages der Autoren später mit Dea über Indien und das, was wir nicht beschreiben können. Das Goetheinstitut in Bangalore, soll ein reichhaltiges Künstlerprogramm haben, meinte Dea. Vielleicht sollte ich das mal ins Auge fassen, um eine große indische Hand laufen zu können.