Meine Bronzefigur von Krishnababy ist so groß, dass ich sie gerade so mit meiner Hand umfassen kann. Dabei schauen allerdings sein Kopf mit dem kronenartigen Schmuck und die Hand mit der er die Butterkugel hält heraus. Ich weiß nicht so genau, ob er sie mir nun schenken oder sie behalten will. Die Blickrichtung und die Haltung sind eher abwägend. Er entdeckt gerade den Wert eines Geschenks und was es mit dem Geben auf sich hat. Die Figur steht zwischen einer Lasurmalerei der letzten Woche und einem weiteren Versuch, mich dem Frankfurter Kraftfeld auf Transparentpapier zu nähern.
Stetig bewegt sich das auf Neuland, entdecke ich Denkfehler, will aber gleichzeitig den Prozess nicht mathematisch abkürzen. Die drei Dreifigurensequenzen müssen noch einmal exakter gezeichnet werden, indem die Dreieckseinteilung mit Bleistift unter die Federzeichnung gelegt wird, damit die gleichmäßige Verteilung der Figuren in einem geeigneten Wiederholungsmodus stattfindet. Ein entscheidender Denkfehler war wahrscheinlich, dass mit einem einzigen Dreiecksmotiv anschlussfähige, aufeinander folgende Sequenzen zusammengestellt werden können. Wie viele Einzelreliefs modelliert und abgeformt werden müssen, durchschaue ich noch nicht. Es könnten vier oder sechs sein. Ich werde das erst kapieren, wenn ich daran weiter gezeichnet habe.
In den Lichtkegeln des Ateliers, aber auch jetzt an frühen Morgen am Schreibtisch ist während der Dunkelheit draußen konzentrierteres Arbeiten möglich. Jetzt spüre ich den klaren Sternenhimmel in meinem Rücken, die Durchstiche des Orion über dem Südbalkon.
In Hans Zitkos „Kunstwelt“ las ich das Kapitel über „das Museum des neunzehnten Jahrhunderts“ und begann mit der „Genese des Kunstwissens“. Alles lässt sich leicht auf mein Berufsverhalten übertragen. Die Unabhängigkeit vom Kunstmarkt ist dabei mein höchstes Gut. Das Ausweichen in den kunstweltfreien Waldraum ist eine Konsequenz. Dieser Schritt vereinigt einige Befreiungen: die vom beschränkten Raum, die von der Konkurrenz der Kunstwelt und die von Anforderungen eines Galeristen. Meine Empfindungen dort mittendrin können mit denen von Krishnababy verglichen werden. Ungeschützt steht im Wald etwas, was ich in zwei Jahren geschaffen habe und ist gleichzeitig an den, der vorbei kommt ein Geschenk. Es hat das Potential eines neu geschaffenen Weges, der in Zukunft auch benutzt wird, aus welchen Gründen auch immer.