In der zweiten Schauspielpremiere der Spielzeit wurde der „Lear“ von einer Königin gegeben, einer Finanzmagnatin in ihrem Alterszerfall. Das Shakespearestück ist von einem belgischen Autor überschrieben worden. Warum man das Stück braucht, wenn es den Shakespearetext gibt? – Diese Frage steht im Raum.
Auf der Premierenfeier blieben wir nur kurz, weil der Abend so lau war. Die Straßen waren voll von Menschen mit Gläsern und Flaschen in ihren Händen. Sie verschmelzen zu einer zusammenhängenden klingelnden Pflanze, die ihre Tentakeln regt und fortwährend brabbelt.
In das Gärtchen vor dem Atelier pflanzte ich noch eine Hortensie. Das flache Erdreich ist von vielen Wurzeln verfilzt und lässt sich deswegen nur schwer aufgraben. So kommt mit neuen Pflanzen auch neue Erde oben drauf. Ich versuche in der Hitze dieser Wochen, immer eine feuchte Atmosphäre zu schaffen. Das lockt die durstigen Bienen, die ich oft, an den Rändern der vielen Wasserbehälter zugast habe.
Bei Kayo arbeite ich meist eher im vorübergehen, auf meinem Weg ins Atelier oder nach Hause. Das zeichnerische Mittel, die kleinen Tuschepinsel, sind noch nicht das optimale Material, mit dem ich die poröse Wand bearbeiten könnte. Die Figuren sind noch etwas steif. Sicherlich wäre es von Vorteil, wenn ich mich von alten Tagebuchzeichnungen inspirieren lassen würde.