Leuchtend

Die Blätter mit den Nummern 132, 135 und 138 des „Scherbengerichtes III“ liegen links neben mir auf dem Zeichentisch – leuchtend. Das ausgeformte Relief, das ich in die gestrige Sonne gestellt hatte, ist fast trocken. Nun steht es gemeinsam mit einer Maskenform auf der Heizung, die ich gerade angeschaltet habe.

Um Zehntelschritte steigt die Temperatur nun von 14 Grad in eine angenehme Wärme an, in der ich gut arbeiten kann. Das war nicht immer selbstverständlich hier, in den Wintern ohne Heizung.

Am Abend zeichnete ich wieder an der Wand und spielte mit den „Insassen“ des „Rebstockimbiss“ das Spiel “Wo ist mein Portrait?“. Es sind nun so viele Gesichter entstanden, dass ich jemandem, der nachfragt, eines zuweisen kann, das ihm so einigermaßen ähnlich sieht. Ich werde dadurch, dass ich mit meiner Arbeit an diesen unwirtlichen Ort gegangen bin, reich belohnt. Es handelt sich diesmal um kein didaktisches Werk, mit dem ich kunstfernen Menschen meine Arbeit näher bringen will. Ich räume lediglich zwei Dingen meiner Arbeit Platz ein: dem abgebildeten Gegenstand und den Reaktionen darauf. Ab und zu verschwinden die Gesichter in Strukturen, mit denen ich sie lustvoll in den Hintergrund dränge. Damit kann ich noch eine Weile weiterspielen.

Für heute habe ich mir nur Aufräumen, Kontaktpflege und Staubsaugen vorgenommen. Ein wenig Ordnung im Chaos.