In der Einsiedelei im Atelier wächst zunächst, nach den Erinnerungen der letzten Tage, Stille in mich hinein. Aus dem morgendlichen Wolkengeschiebe treten Lichtwechsel in den Raum.
Das Triptychon der vergangenen Woche führt mich zurück in die Zeit, in der meine Schule nach Bohnerwachs roch. In den Pausen polterte ein Dauerfeuer schlechter Schuhe auf die ausgetretenen Dielen des Holztreppenhauses. Die Finsternis der, mit altem Schweiß gefirnissten Turnhalle trat aus den Gitterfenstern hinaus auf den staubigen Platz zwischen den Fassaden der Gründerzeitschulgebäude. Der Schulhof einer Untertanenfabrik ganz in Backstein.
Stefan Kimmig hat „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ im Schauspiel Frankfurt inszeniert. Die Premiere haben wir gestern gesehen. Ein begnadeter Text traf auf einen geduldigen Regisseur, der eine reduzierte und schlüssige Arbeit abgeliefert hat. Die Ausweglosigkeit eines sich zyklisch aufschwingenden Ehekampfes, dessen Brutalität das gesellschaftliche Leben des Amerikas der Sechzigerjahre spiegelt. Diese Art von Gesellschaftskritik erinnert mich an die aufkeimenden Gefühle meiner Jugend in der Atmosphäre von Kreidestaub und Angstschweiß in Reih und Glied.
Vielleicht ist es nun richtig noch ein paar dieser Triptychen von Pionierportraits zu zeichnen. Sie treffen den Nerv der Erinnerung genau. Warum sie das tun, will ich nicht erforschen, will nur weiter zeichnen.