Marina Abramovic

In einem kleinen Kino sahen wir einen Dokumentarfilm über eine Performance von Marina Abramovic. Ihre Aktion bei der sie drei Monate lang im Museum of Modern Art in New York, einzelnen Zuschauern, die ihr gegenüber saßen in die Augen schaute, war eingebettet in eine Gesamtschau ihres Werkes. Somit beschäftigte sich der Film auch mit diesem Künstlerinnenleben. Interessant und erstaunlich war für mich, dass sie schon in den Siebzigerjahren in Jugoslawien diese Kunstform pflegte.

Für B. war der Unterschied zwischen darstellender Kunst und Performance die entscheidende und wichtigste Erkenntnis des Filmes. Zufällig hatten wir Gudrun getroffen, mit der wir danach noch einen Wein tranken und über das sprachen, was wir gerade gesehen hatten.

Maria Abramovic ist die Tochter zweier Partisanenheldenfiguren der jugoslawischen Nachkriegszeit, die dann in der kommunistischen Regierung des Landes arbeiteten. Durch den militärischen Drill ihrer Erziehung und dem damit verbundenen konzeptionellen Liebesentzug der Eltern, begann sie sich nach der Liebe der Welt zu sehnen. Fast ohne Geld fuhr sie in einer symbiotischen Beziehung mit einem Künstler fünf Jahre lang in einem Transporter durch die Welt. Auf dem Höhepunkt einer dreimonatigen Wanderung, während der das Paar auf der Chinesischen Mauer aus entgegengesetzten Richtungen aufeinander zu wanderte, im Moment ihres Zusammentreffens, trennte sich das Paar.

Die Reflektion des wichtigen Einflusses der Kindheit auf das Werk, sollte ich vielleicht auch noch ernster nehmen, als ich es ohnehin schon tue. Die Emotionalität des Filmes wir durch all diese vorangegangenen Geschichten verschärft. Mit dem Blick, der die Zuschauer der Performance aus einer Konzentration nach dem Aufschlagen der Lider traf, wollte sie die Sehnsucht nach der Liebe der Welt in die gegenüber sitzenden Mensche projizieren. Es wird deutlich, wie viel diese Arbeit mit Versenkung und Hingabe zutun hatte und wie diese gebündelte Kraft die Menschen traf.

In der Nacht träumte ich, wie ich im eigenen Auto von einem Bus von vorne und einem Laster von hinten zusammengedrückt wurde. Niemand hörte mein Schreien.