Krishnababy ist von seinem Ausflug ins Atelier zurück. Er zeigt auf ein handgeschriebenes Konzeptpapier und dort drinnen auf eine Überschrift: Wanderungen und Materialien.
Der Materialbegriff als Überschrift begegnete mir gestern wieder, als ich im Architekturmuseum war. In der Ausstellung „global denken, sozial bauen“ ging es in erster Linie um Bauprojekte in Entwicklungsländern. Es wurden Gebäude vorzugsweise in traumhaften Landschaften gezeigt, die aber ihr Material oft aus ihrer direkten Umgebung bezogen. Traditionelle Baumaterialien waren bei den ausnahmslos westlichen Architekten hoch im Kurs. Dieser Ansatz des vorhandenen Materials ist für mich interessant, weil sich meine Arbeit sowohl inhaltlich als auch formal schon lange diesem Aspekt geöffnet hat. Materialbeschränkung spielt dabei eine wichtige ästhetische Rolle.
Innerhalb eines Gesprächs bin ich gestern noch mal auf eine besondere Gefährdung des Tevesgeländes hingewiesen worden. Der Bauboom rund um unser Areal löst einen neuen Druck aus. Es wird genau beobachtet, was hier passiert. Schon rückte der Planungsausschuss der Stadt mit Investoren an, die sich zwar für ein Nachbargelände interessierten, aber mit ihren Fotokameras auch einen Zugang zu unserem Gelände fanden. Und die Linsen im automatischen Zoom richteten sich auf die zusammenfallenden Baracken, durch unabgeschlossene Türen auf deren Inhalt, wie Gasflaschen zwischen Bauholz, auf den Müllplatz hinter den Baracken, auf die leer getrunkenen Schnapsflaschen neben den Günes Stufen und auf die überquellenden Müllcontainer. Das Zusammentreffen von Bauboom, fahrlässigem Umgang mit dem Gelände durch Brandgefährdung, Drogen und Gewalt muss den Verantwortlichen deutlich werden.