Nun konnte ich das Pfauenauge, das seit zwei Tagen durchs Atelier schlingerte, mit einem Wasserglas an der Scheibe einfangen und dann zur Tür hinaustragen. Dort flatterte es sofort zum nächsten Sommerflieder, um zu tanken. Es hat die ganze Nacht geregnet. Die Temperatur ist um über zehn Grad gesunken. Man kann wieder durchatmen.
Vinzenz hatte gestern seine Prüfung zum Meisterschüler von Ai Weiwei. Über WhatsApp schickte er uns die Fotografie seiner Urkunde, die er für besondere künstlerische Leistungen bekam. Nun ist es also soweit – es beginnt sein Künstlerleben.
Die neuen Buchmalereien fächern ganz andersartige Stimmungen auf, als sie es sonst konnten. Heute bestehen die gewischten Streifen aus rötlichem Helioblau, gelblicher Grünerde und mittlerer Fleischfarbe. Das sind natürlich die Farbbezeichnungen der Firma, die die Aquarellstifte herstellt. Aber ich habe den Eindruck, dass dort mein Inneres zu leuchten beginnt.
Mit den Schülern setzte ich gestern meine alte Druckmaschine wieder in Gang. Es ist eigentlich eine Lederpresse, die ich etwa 1980 von Wilfried Wilke geschenkt bekommen habe. Nun druckten wir eine Linolschnittstruktur, die ich vor ein paar Wochen im Rahmen des Biografieprojektes angefertigt habe. Die Druckfarben dafür sind dreißig Jahre alt und stammen aus Dresden. Als Abschluss der Ferienwoche im Atelier möchte ich heute mit den Schülern Linolschnitte machen.