Die Pionierportraits sind in meinen Focus geraten. Ein Gruppenfoto von fünfzehn strammstehenden Kindern vor einer Holzbaracke mit Fenstern. Es ist Sommer, ein Ferienlager vielleicht. „In Dreierreihe aufstellen!“, lautete der Befehl. Kurze Hosen, Kniestrümpfe, Sandalen, weiße Hemden. Alle Mädchen, auch die junge Pionierleiterin, haben dieselbe Frisur, die Jungs ebenfalls. Sie hätten uns lieber noch gleicher gehabt, noch uniformierter, mit Schiffchen auf dem Kopf und den identischen kurzärmeligen Pionierhemden mit dem Emblem an der Seite des einen Ärmels. Das kam alles später in der Schule. Der Fahnenträger steht, etwas abgesetzt von der Gruppe auf der rechten Seite, hält den Speer schräg in den Boden gesteckt, an dem der Wimpel der Gruppe befestigt ist, in einem Winkel von etwa dreißig Grad von seinem Körper weg. Hinter der rechten Ecke des Blocks steht kerzengerade mein Vater. Zwei Mädchen links schauen zur Seite auf etwas, was sie vom Vorgang des Fotografierens ablenkt. Um die Hälse sind die blauen Pioniertücher geschlungen, die möglichst frisch gewaschen sein sollten, genau wie die weißen Hemden, denn ein Pionier ist reinlich.
Oben habe ich nun nur einen Ausschnitt gerastert. Mit der Zeichnung beschäftige ich mich in den nächsten Tagen. Das hat Zeit. Interessant sind auch die einzelnen Gesichter, geformt von der Erziehung zum besseren, sozialistischen Menschenbild. Es lohnt sich, sich ihnen zuzuwenden.