Kurz vor dem Abitur sind vier Jungs meines Jahrgangs zum Direktor der Berufsschule, wir machten Beruf mit Abitur, einbestellt worden, um in einem Gespräch die Festigkeit ihres Klassenstandpunktes herauszubekommen. „Klassenstandpunkt“ – dieser Begriff ging mir am Morgen durch den Kopf. Wir hätten denen sonst was erzählen können. Taten wir aber nicht, was unsere Zukunftschancen schmälerte.
Während einer vormilitärischen Ausbildung, die im Lehrplan mit inbegriffen war und von der so genannten Gesellschaft für Sport und Technik, einer paramilitärischen Organisation, veranstaltet wurde, gab es eine Befehlsverweigerung und eine anschließende Meuterei. Anlass war irgendeine Ungerechtigkeit, die einem Mitschüler angetan wurde. Eigentlich aber ging es um mehr. In der Tschechoslowakei und vor allem in Polen gab es offenen Widerstand gegen das System der alten Männer. Uns ging es um Meinungs- und Reisefreiheit. Das artikulierten wir dann auch. In einem Marsch wurden wir vom GST-Lager in die Berufsschule des Gummikombinates überführt und dort eingeschlossen. Dort haben uns die „Sicherheitsorgane“ einzeln verhört. Wir sollten zur Unterschrift unter ein Dokument gezwungen werden, das unsere Revolte zurücknahm oder relativierte. Ich war einer von vier Leuten, der die Unterschrift verweigerte und erinnere mich an einen Altstalinisten, der uns während der Diskussion um Reisefreiheit frech ins Gesicht sagte, dass er die Pflicht hätte, uns vor den Gefahren, die im Westen auf uns lauerten, zu bewahren.
Gestern zeichnete ich die gerasterte Landschaft „Ufer mit Eisgang“ auf Rolle 6, und auch mit den Hindemithkindern rasterte ich ihre eigenen Portraits. Die wollen wir dann auf die Masken projizieren und malen.