Nachmittags Modellierarbeit im Atelier. Sie hat lange auf sich warten lassen. Gegenüber der zähen Entwurfsarbeit ist dieses handwerkliche Arbeiten geradezu eine Erholung. Nun bleibt es zwar noch abzuwarten, wie sich das beim fünften Motiv verhält, dessen Entwurfarbeiten schneller vonstatten gehen sollten. Aber dazwischen gibt es Formenbau, Ausformung und Malerei. Was bisher plastisch entstanden ist, erinnert an eine etwas unruhige, wellige und gleichzeitig zerfurchte Landschaft. Manche Flächen zwischen den Gräben, die die Ebene durchziehen, sind sehr klein und werden mit nur wenigen stecknadelgroßen Tonpartikeln gebaut. Da bewährt sich der Ton von M. aufs Vorzüglichste. Seine Feinheit und Gleichmäßigkeit erlaubt wirklich, ins Detail zu gehen. Es sieht so aus, als müsste ich mir spezielle Modellierhölzer, die der Kleinteiligkeit der Arbeit gewachsen sind, anfertigen. Derzeit wölben sich die größeren Flächen etwas stärker auf und die kleineren bleiben etwas mehr in der Tiefe. Es kommt zum Wechselspiel der verschiedenen Qualitäten: klein und schroff, groß und wellig, oder geschlossen und glatt gespannt. Es erinnert mich an Blicke aus dem Flugzeug, wenn man über kultivierte Landschaften fliegt. Vielleicht entwickelt sich im Laufe der Arbeit eine gut nachvollziehbare Rhythmik von Strukturen, Volumina, Senken und Wölbungen. Ähnlich, wie bei den oft durchgezeichneten Entwürfen, können sich eine Perfektion der Formen und ihre Vielfalt weiter entwickeln. Ich muss nur die Geduld behalten und darf nicht zu früh mit dem Formenbau beginnen und sollte nach der langen Suche die jetzige Arbeitsphase genießen. Die Neugier auf einen Abguss und auf die Vervielfältigungen ist zu zähmen. Die Abformung soll mit einer anderen Pappmachemasse geschehen, die alles genauer abbildet. Öfter denke ich schon über eine Bemalung nach, die der plastischen Differenzierung von Formen und Strukturen gerecht wird. Die Lasuren, die ich mit M. derzeit probiere, sind gewiss ein richtiger Schritt in Richtung einer adäquaten Behandlung der Flächen. Bei Kraftfeld 2010 hatte die Bemalung nur die Funktion, einzelne Figuren im Geflecht hervorzuheben. Diese grafische Wirkung, die auch die Modellierstruktur hervorhob soll nun einer malerischeren Behandlung der Flächen weichen. Somit bekommt die Malerei verschiedene reichhaltigere Funktionen. Neutrale Flächen deren Oberflächenstruktur besonders hervortritt, wechseln sich mit strahlenden oder tiefen Partien ab. Die Abbildung der Figuren geht über ihre lineare Charakterisierung hinaus.