Mit der Tuschmalerei erinnere ich mich. Die abstrakten Muster, mit denen ich die Splitter der Reliefs fülle, rufen vergessene Gegenstände auf und bilden untereinander, durch das Sichtbarmachen, neue Zusammenhänge. Teilweise verfließt die Tusche im Wasser, franst aus und bildet Wolken. Dort hinein schneiden dünne Linien, die ich mit der Rohrfeder ziehe. Schellackschichten festigen das zarte Geschehen, machen es unangreifbarer, sorgen aber auch dafür, dass Tuschewolken ganze Areale abdecken können, ohne sie gänzlich verschwinden zu lassen. In dieser Weise begab ich mich gestern in die Malerei am zweiten Väterportrait. Aus Bewegungen, die eher langsam und feinmotorisch bestimmt sind, folgte bisher nur manchmal eine größere Geste. Mit fortschreitender Arbeit wird sich das ändern.
Frau Kanamüller vom Stadtplanungsamt schickte mir eine dicke Broschüre über unsere gemeinsame Arbeit an der Sozialen Stadt. Aus dieser Tätigkeit wuchs, nachdem ich das Gelände zunächst alleine besetzt hatte, unser Teves als ein „Leuchtturmprojekt“. Alle Werkgruppen, die bisher hier entstanden sind, verbinden sich mit dieser Arbeit und entwickeln sie vor allem weiter.
Aleida Assmann beschreibt in ihrem Buch „Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur“, eine Hinwendung zur Geschichte, wie ich sie in diversen Arbeiten, ausgehend von den Wanderungsspuren unternahm. In den Zersplitterungen des Väterprojektes bilden sich auch die Fundstücke der Ausgrabungen ab, die ich zum Zwangsarbeitergedenken machte. Die zersplitterten Erzählungen des Ortes, an dem ich arbeite, werden auch neu zusammengesetzt und ergeben so die Sinngebung der hiesigen, erzählenden Arbeit.